Wie wird Medienkompetenz praktisch gefördert?

Elisabeth Doderer hat Medienkompetenz nicht als eigenständige theoretische Konzeption geprägt, sondern vor allem auf praktisch-didaktischer Ebene gefördert. Ihre Ansätze lassen sich als Brücke zwischen theoretischer Medienpädagogik (Baacke, Tulodziecki) und praxisnahen Bildungsprozessen verstehen.

Grundprinzipien der praktischen Förderung nach Doderer

  1. Aktives Tun und eigene Erfahrung

    • Medienkompetenz entsteht nicht nur durch Wissen, sondern durch Handeln, Reflexion und kreative Auseinandersetzung.

    • Praktische Beispiele: Nutzung von Fotoapparaten, Audio- oder Videoaufnahmen bei Spaziergängen, alltäglichen Situationen wie Kochen oder Backen, selbst erstellte Kurzfilme oder Stop-Motion-Clips.

  2. Reflexiv-kritische Dimension

    • Lernende sollen Inhalte analysieren, hinterfragen und bewerten.

    • Online-Beispiele: Untersuchung von Social-Media-Posts, Werbung, Schönheitsidealen und deren gesellschaftlicher Wirkung.

    • Ziel: Bewusste Urteilsbildung und kritische Distanz gegenüber medialen Reizen.

  3. Kreativität und partizipative Erfahrung

    • Eigenständiges Gestalten von Medieninhalten wird gefördert – z.B. Blogs, Podcasts, Videos, Projekte in Kinder- und Jugendredaktionen.

    • Das kreative Arbeiten stärkt Selbstwirksamkeit und Partizipationskompetenz.

  4. Lebenswelt- und altersbezogene Gestaltung

    • Medienkompetenz wird in den Alltag und die konkrete Lebenswelt integriert.

    • Lernprozesse sollen Alltagserfahrungen reflektieren, z.B. Kindersuchmaschinen oder altersgerechte Apps gezielt nutzen.

    • Eltern und pädagogische Fachkräfte werden aktiv in den Prozess einbezogen, um Lernende zu begleiten.

  5. Pragmatische Didaktik und Projektarbeit

    • Doderer favorisierte projektorientierte Lernformen, die Theorie und Praxis verbinden.

    • Beispiele: „ACT ON! aktiv + selbstbestimmt online“, Kurzfilmprojekte in Kita und Grundschule, Schüler*innenradio, Teilnahme an Wettbewerben (Dieters-Baacke-Preis, mb21).

  6. Förderung von Selbstbestimmung und verantwortlichem Handeln

    • Zentral ist die Befähigung zur eigenständigen Nutzung digitaler und analoger Medien.

    • Integration ethischer und sozialer Aspekte: Datenschutz, Umgang mit Cybermobbing, reflektierte Gestaltung von Online-Inhalten.

Umsetzung in Schule, Familie und außerschulischen Kontexten

  • Schule: Einbindung in Fachunterricht (Deutsch, Kunst, Geschichte, Digitale Grundbildung), fächerübergreifende Projekte, Medienpässe, Portfolios zur systematischen Kompetenzentwicklung.

  • Familie: Medien als gemeinsames Erfahrungsfeld, Vorlesen über digitale Medien mit Reflexionsgesprächen, Storytelling-Projekte, klare Regeln zu Bildschirmzeiten.

  • Außerschulische Bildung: Workshops, Wettbewerbe, kreative Medienprojekte, geschützte digitale Freiräume, Peer-to-Peer-Sensibilisierung (z. B. Umgang mit Gaming und Onlinewerbung).

Zusammenfassung

Elisabeth Doderers Ansatz fördert Medienkompetenz durch:

  • Handlungsorientierte Lernprozesse: Kinder und Jugendliche entwickeln Fertigkeiten durch aktives Tun.

  • Kritische Reflexion: Analyse von Inhalten, Quellen und Online-Phänomenen.

  • Kreative Partizipation: Eigenständige Produktion und Gestaltung von Medieninhalten.

  • Integration in Lebenswelt: Alltag und schulische Lernkontexte werden verbunden.

  • Fokus auf Selbstbestimmung und Verantwortung: Befähigung zu reflektiertem, selbstständigem Medienhandeln.

Die Wirkung ihrer Ansätze liegt vor allem in praktisch-didaktischer Operationalisierung theoretischer Medienkompetenzmodelle, wodurch Lernende befähigt werden, kompetent, kreativ und kritisch in einer mediatisierten Welt zu agieren.