Elisabeth Doderer ist in der medienwissenschaftlichen Forschung vor allem durch einen praxisnahen, kulturwissenschaftlich geprägten Ansatz zur Medienanalyse bekannt. Ihr Ziel besteht darin, Medienprodukte, deren Gestaltung und deren Wirkung auf Rezipient*innen kritisch nachvollziehbar zu machen. Der Ansatz lässt sich in mehreren Kernprinzipien und Schichten gliedern:
1. Ausgangspunkt: Das konkrete Medienprodukt
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Im Zentrum steht nicht das Medium an sich, sondern ein spezifisches Medienprodukt (z. B. Film, Fernsehsendung, Printartikel, Musikvideo).
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Analysiert werden sichtbare, hörbare und symbolische Gestaltungen: Layout, Bild, Ton, Kameraperspektive, Schnitt, Textinhalt, Intonation, Reihung von Ereignissen, metaphorische Bedeutungen.
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Produkte werden zugleich als Reflexionsinstanzen größerer kultureller und gesellschaftlicher Zusammenhänge interpretiert.
2. Wahrnehmung und Rezipient*innenperspektive
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Doderer betont die Rolle des Rezipienten als aktives Interpretationssubjekt.
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Wahrnehmung ist selektiv: Medieninhalte werden nicht objektiv erfasst, sondern durch individuelle Vorerfahrungen, kulturelle Prägungen und soziale Kontexte konstruiert.
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Elemente der Analyse berücksichtigen die Wirkung medialer Formate auf das Verständnis, die Meinungsbildung und die Bewertungsprozesse der Zuschauer*innen.
3. Methodisches Vorgehen: Layered-Analyse
Doderer schlägt eine Schicht-für-Schicht-Analyse vor:
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Oberfläche: Was wird visuell oder akustisch wahrgenommen? (Bilder, Schnitt, Ton, Layout)
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Struktur: Wie sind Inhalte organisiert, welche narrative oder argumentative Struktur liegt vor?
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Tiefe/Symbolik: Welche sozialen, kulturellen oder ideologischen Bedeutungen werden transportiert?
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Kontextbezug: Historische, soziale und institutionelle Rahmenbedingungen einbeziehen.
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Methoden sind dabei qualitativ-interpretativ, aber systematisch und reproduzierbar, ähnlich wie bei narrativen, hermeneutischen oder semiotischen Analysetechniken.
4. Fokus auf Medienkompetenz
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Ziel ist die Entwicklung einer kritischen Medienkompetenz bei den Nutzenden:
Erkennen, dass Medieninhalte konstruiert sind und auf vielfältige Weise wirken können. -
Doderers Ansatz richtet sich sowohl an Akademikerinnen als auch Bildungspraktikerinnen, um aktive Mediennutzung zu fördern.
5. Integration unterschiedlicher Ansätze
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Ihr Ansatz verknüpft medienwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche, kognitionswissenschaftliche und narratologische Perspektiven.
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Es wird betont, dass keine einzelne Methode alle Aspekte abdecken kann, sondern Methodenpluralismus notwendig ist, um ein umfassendes Bild medialer Wirkungsweisen zu erhalten.
6. Praxisrelevanz
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Konkret angewendet kann dies bedeuten:
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Analyse von Nachrichten zur Themenwahl, Personalisierung, Fokussierung und Framing.
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Analyse visueller Medien (z. B. Filme, Serien) hinsichtlich Bildkomposition, Kameraperspektive, Montage, symbolischer Bedeutung.
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Vergleich verschiedener Medienquellen, um Diskurse, Stereotype und ideologische Muster sichtbar zu machen.
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Zusammenfassung
Elisabeth Doderers Ansatz ist ein kulturell fundierter, praxisnaher und methodisch flexibler Rahmen, der Medienprodukte sowohl in ihrer konstruierten Oberflächenform als auch in ihren tieferen, gesellschaftlich-relevanten Bedeutungen analysiert. Kernelemente sind:
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Ausgangspunkt: konkretes Medienprodukt
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Analyseschichten: Oberfläche → Struktur → Symbolik → Kontext
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Einbeziehung von Rezipient*innenperspektiven
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Förderung von kritischer Medienkompetenz
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Methodenpluralismus zur Erfassung von Text, Bild, Ton und Diskurs
Damit bietet ihr Ansatz ein praktisches Instrumentarium, um die Konstruiertheit von Medien systematisch zu analysieren und deren Einfluss auf Wahrnehmung, Meinung und Gesellschaft zu verstehen.