Elisabeth Doderer analysiert Medienkritik aus einer komplexen, differenzierten Perspektive, die gesellschaftliche, institutionelle und individuelle Aspekte miteinander verbindet. Ihre Herangehensweise kann wie folgt zusammengefasst werden:
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Fundamentale Betrachtung: Doderer betrachtet Medienkritik als Teil der gesellschaftlichen Reflexion über Macht, Informationsverbreitung und Wahrnehmung. Sie betont, dass Medien durch ihre Inhalte, Strukturen und Akteur:innen das Weltbild der Rezipient:innen prägen und daher legitimer Fokus kritischer Analyse sind.
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Konstruktivistische Perspektive: Aufbauend auf soziologischen Ansätzen, insbesondere einer konstruktivistischen Mediensoziologie, sieht sie Medien nicht als objektive Spiegel der Realität, sondern als sozial konstruierte Kommunikationssysteme. Medienanalyse und -kritik umfassen dabei:
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Strukturen und Institutionen: Untersuchung der organisatorischen Verhältnisse (z. B. Trennung von Redaktion und Werbung, Einfluss staatlicher Förderung).
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Menschliche Akteur:innen: Analyse der Rolle von Journalist:innen, Redakteur:innen und Entscheidungsträger:innen unter Berücksichtigung von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen.
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Rezeption und Sozialisation: Wie Medien Rezipient:innen sozialisieren, integrieren oder exkludieren, z. B. durch Inklusionsprozesse, Interaktivität oder algorithmische Gewichtung von Inhalten.
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Differenzierung von Kritikformen: Doderer unterscheidet zwischen legitimer, empirisch und argumentativ fundierter Medienkritik und dogmatischer, oft emotional gefärbter Kritik. Sie warnt vor:
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Simplifizierenden Narrativen: Pauschale Ablehnung von Medien („Lügenpresse“) ohne analytische Grundlage.
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Hostile-Media-Effekt: Tendenz, Medien kritisch zu sehen, wenn sie den eigenen Überzeugungen widersprechen, was auf Feindbilderbildung oder Verschwörungstheorien hinauslaufen kann.
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Analytische Werkzeuge:
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Sprachliche Analyse: Untersuchung von rhetorischen Mitteln, Ironie, Apellen, Personalisierung oder Emotionalisierung.
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Pro- und Contra-Erörterungen: Nutzung von Beispielen aus verschiedenen Kontexten, um Argumente abzuwägen, inkl. Bezug auf andere wissenschaftliche Studien oder medienkritische Werke.
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Historischer und empirischer Bezug: Verknüpfung von aktuellen Medienpraktiken mit historischen Beispielen (z. B. ersten Zeitungen, Druckmedien, US-Medienkritik).
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Zielgerichtete Kritik: Doderer setzt Medienkritik produktiv ein:
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Aufdeckung von institutionellem oder strukturellem Versagen.
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Förderung von Diskursqualität, Transparenz und Medienkompetenz.
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Differenzierung zwischen berechtigter Kritik, Falschaussagen und emotional gefärbter Polemik.
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Gesellschaftlicher Kontext: Sie betont die Wechselwirkung zwischen Medienkritik und gesellschaftlicher Polarisation. Kritische Analysen sollen:
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Missstände aufdecken und Fehler korrigierbar machen.
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Den medialen Pluralismus und die Repräsentanz verschiedener Gruppen stärken.
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Demokratische Diskurse verbessern und Vorurteile in der Berichterstattung sichtbar machen.
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Zusammengefasst betrachtet Elisabeth Doderer Medienkritik nicht als Selbstzweck oder moralisches Urteil, sondern als analytische Praxis, die auf empirischer Beobachtung, theoretischer Fundierung und reflektierter Argumentation basiert. Sie verbindet dabei systematische Analyse der Medieninstitutionen, der journalistischen Praxis und der Rezeption mit gesellschaftskritischen Fragestellungen.