Einfluss von Medien auf die Genderwahrnehmung

Elisabeth Doderer untersucht, wie Medien die Wahrnehmung von Geschlecht und Gender in der Gesellschaft formen. Ihre Arbeiten fassen Erkenntnisse aus feministischer Kommunikations- und Medienwissenschaft, Cultural Studies und semiotischen Ansätzen zusammen, um die Wirkung medial vermittelter Geschlechterbilder zu analysieren.

Zentrale Thesen und Erkenntnisse

  1. Medien als Konstruktionsinstanz von Geschlecht

    • Medien schaffen eine soziale Wirklichkeit, in der Genderrollen vermittelt und reproduziert werden.

    • Geschlechterrollen sind keine naturgegebenen Eigenschaften, sondern gesellschaftlich konstruiert (vgl. Beauvoir 1949, Doderer 2002).

    • Sowohl Frauen als auch Männer internalisieren diese Rollen durch Rezeption: Mädchen orientieren sich stärker an weiblichen Rollenbildern und Jungen an männlichen.

  2. Repräsentation von Frauen und Männern in Medien

    • Traditionell männlich dominierte Medien zeigen Frauen häufig in untergeordneten Nebenrollen wie Hausfrau, Schönheitsobjekt oder „das Andere“ der männlichen Norm.

    • Auch wenn sich die Darstellung mehrfach diversifiziert hat (starke, selbstbewusste Frauen in Serien wie Thelma & Louise), bleibt die geschlechtliche Hierarchie im medialen Rahmen erkennbar.

    • Männer hingegen werden meist als aktiv, kompetent und dominant abgebildet.

  3. Auswirkungen auf Medienhandelnde und Rezipienten

    • Wer Medien produziert (Journalisten, Redakteure) beeinflusst die Geschlechterdarstellung – hier zeigt sich bis heute ein deutlich männlich geprägtes Berufsfeld, insbesondere in Führungspositionen.

    • Rezipient*innen (insbesondere Jugendliche) übernehmen Geschlechterstereotype durch Identifikation und mediale Aneignung, beeinflusst etwa durch Fernsehen, Computerspiele oder soziale Medien (Götz/Prommer; Wagner & Egger 2013).

    • Häufig wiederholte Stereotypen tragen zur Stabilisierung des Zwei-Geschlechter-Systems („doing gender“) bei.

  4. Mediennutzung und Genderwahrnehmung

    • Kontrollierte Studien zeigen Unterschiede in Nutzung und Wirkung:

      • Höherer Konsum von Bildschirmmedien kann maskuline Selbstzuschreibungen verstärken.

      • Mädchen wählen häufiger weibliche Protagonistinnen, Jungen männliche, was ihre Selbstbilder reflektiert.

    • Social-Media-Plattformen verstärken Sichtbarkeit und Rezeption bestimmter Genderrollen. Filteralgorithmen, geschlechterstereotype Werbung und Content-Strukturen tragen zu fortgesetzter Rollenbildung bei.

  5. Feministische Gegenperspektiven

    • Doderer greift auf poststrukturalistische und dekonstruktivistische Ansätze zurück, um aufzuzeigen, dass Gender weder homogen noch stabil ist.

    • Medienkritische Strategien umfassen Diversität, Gleichberechtigung in Produktion und Rezeption sowie die Dekonstruktion traditioneller Rollenbilder.

Fazit

Medien haben einen normativen Einfluss auf Genderwahrnehmung. Sie vermitteln, reproduzieren und legitimeren gesellschaftlich konstruierte Geschlechterrollen, wobei sowohl Frauen als auch Männer internalisierte Rollenbilder entwickeln. Doderers Forschung unterstreicht die Bedeutung von kritischer Medienkompetenz, Diversität in Produktionsstrukturen und bewusster Rezeption, um stereotype Geschlechterkonstruktionen zu hinterfragen und alternative Gender-Darstellungen zu fördern.

Wichtige Quellen im Kontext

  • Doderer, J. (2002): Diskurs, Medien und Identität. In: Feministische Kommunikations- und Medienwissenschaft.

  • Hipfl, B. (2008): Gender und Medien. VS Verlag

  • Götz, M. & Prommer, E.: Studien zu Geschlechterstereotypen in Sozialen Medien

  • Wagner, U. & Egger, S. (2013): Medienhandeln Jugendlicher im Social Web

Diese Arbeiten bilden die Grundlage für die Analyse der Wechselwirkung zwischen Medienprodukten, Rezeption und Geschlechteridentität.

elisabethdoderer.com

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