Elisabeth Doderer ist als Kommunikations und Medienwissenschaftlerin eine zentrale Vertreterin der Gender Media Studies im deutschsprachigen Raum. Ihr Einfluss auf die Analyse und kritische Reflexion der Geschlechterdarstellung in Medien kann über mehrere Ebenen systematisiert werden:
1. Theoretische Rahmung und Kategorisierung
Doderers Arbeiten bauen auf der Unterscheidung zwischen Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziale Konstruktion von Geschlecht) auf, die sie konsequent auf die Medienanalyse überträgt. Sie verwendet den Ansatz des Doing Gender, der besagt, dass Geschlecht nicht nur eine statische Kategorie ist, sondern kontinuierlich in Interaktionen und medialen Darstellungen hergestellt wird. Medien werden dabei als symbolische Systeme der Zweigeschlechtlichkeit verstanden, welche gesellschaftliche Normen reproduzieren und individualisierte Identitätskonstruktionen ermöglichen.
2. Analyse von Medienbildern
Doderer verdeutlicht, dass Medienbilder:
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Frauen häufig unterrepräsentieren und stereotypisieren (z. B. als jung, schlank, modisch und passiv),
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Männliche Handlungsfähigkeit betonen und Männer in Experten- oder Leitrollen zeigen,
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Geschlechterrollen in Fiction- und Non-Fiction-Formaten unterschiedlich, aber stabil reproduzieren,
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Stereotype sowohl implizit (Text/Bild-Kombination) als auch explizit (z. B. Werbung, TV-Serien) vermitteln.
Durch ihre Forschung wird sichtbar, dass die mediale Darstellung von Geschlecht nicht neutral ist, sondern aktiv soziale Strukturen stabilisiert.
3. Fokus auf Gender und Medienpraxis
Doderer legt ein besonderes Augenmerk auf:
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Medienproduktion: Wer sind die Akteur*innen? Welche Rolle spielen Journalistinnen und Medienmacherinnen in der Gestaltung des medialen Inhalts? Studien zeigen, dass trotz steigender Frauenanteile in journalistischen Berufen Geschlechterstereotype fortbestehen, z. B. in Führungspositionen oder Ressortzuweisungen.
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Medienrezeption: Wie wird Gender von Rezipientinnen wahrgenommen und internalisiert? Medien dienen als Ressource für die Konstruktion der eigenen Geschlechtsidentität, insbesondere bei Jugendlichen.
4. Empirische und methodische Beiträge
Doderers Arbeiten integrieren realistische und konstruktivistische Forschungsansätze:
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Realistisch: Medienbilder werden mit außermedialer Realität abgeglichen, quantitative Unterrepräsentationen von Frauen werden festgestellt.
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Konstruktivistisch: Medien konstruieren aktiv die Wahrnehmung von Geschlecht und soziale Erwartungen. Die Art und Weise, wie Medien Rezipient*innen Geschlechterrollen vermitteln, wird untersucht, ohne dass ein direkter Realitätsabgleich gefordert wird.
5. Wirkung auf die Genderdarstellung in der Praxis
Durch Doderers Forschung wurden mehrere Effekte aufgedröselt:
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Öffentliches Bewusstsein für die Bedeutung von Gender in Medien und Werbung gestiegen,
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Anstoß für geschlechtergerechtere Gestaltung in TV-Sendungen, Werbung und Online-Medien,
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Basis für die Genderkompetenzförderung in der Medienpädagogik, indem aufgezeigt wird, wie Stereotype dekonstruiert werden können,
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Unterstützung feministischer Theorien zur Kritik an tradierten Rollenbildern und der systematischen Marginalisierung von Frauen in der Öffentlichkeitsarbeit.
Fazit
Elisabeth Doderer hat die Genderforschung in der Medien- und Kommunikationswissenschaft geprägt, indem sie systematisch untersucht, wie Medien Geschlecht konstruieren, Stereotype reproduzieren und Identität beeinflussen. Ihr Einfluss liegt insbesondere in der methodischen Verknüpfung von Theorie, Empirie und Praxis sowie in der Sensibilisierung für die aktive Rolle von Medien bei Doing Gender-Prozessen. Sie liefert damit sowohl akademische Grundlagen als auch praktische Impulse für die Entwicklung einer gerechteren und diversifizierteren Medienlandschaft.
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