Ich merke, dass die Zeit schon seit mehr als einem Jahr komplett beschleunigt wurde, doch wie geht das? Die Zeitqualität hat sich verändert? Das wäre ja was Positives wenn wir nun in einer besseren Zeitqualität leben und uns die Zeit daher schneller vergeht als normalerweise? Wir müssen sofort zum Punkt kommen, es gibt keine Diskussionen mehr, alles muss augenblicklich sofort auf den Punkt gebracht werden, das verhindert natürlich das Lügen. Denn jemand der lügt kann nur lügen, wenn er einen gewissen Abstand zur anderen Person einnehmen kann. Fehlt der Abstand dann muss er sofort sagen um was es ihm geht, welche Wünsche und Vorstellungen er hat und das um den heissen Brei herumreden wird eigentlich verunmöglicht. Ich muss mich an die Innererdler erinnern was die dazu gesagt haben. Also die können ja die Zeit dehnen oder zusammenziehen durch so Zeitblasen. Eine Geschichte erinnere ich mich, da ist Christa Jasinski (die Frau von Alf Jasinski, der in seinen Tagebüchern über die Innererdler geschrieben hat und die auch nach seinem Tod die Tagebücher abgetippt und veröffentlicht hat) zu einem wichtigen Termin erschienen was jedoch unmöglich war, wenn sie die normalen Fortbewegungsmöglichkeiten wie Zug und Auto genommen haben soll. Woran ich mich erinnern kann ist, dass wenn man unter Strom steht wegen eines wichtigen Termins oder so dann sieht man ja die Zeit in Zeitlupe an einem vorbeilaufen. Also die Geschehnisse laufen in Zeitlupe vor einem ab. Vorallem in einer traumatisierenden Begebenheit. Da spielen sich dermassen viele Dinge gleichzeitig ab, dass man nicht die kleinste Chance hat, Stopp zu sagen oder irgendwie auf die Geschehnisse Einfluss zu haben. Wenn man von Zeitqualität spricht, dann gibt es sicher Zeiten, wo man verliebt ist, die im Flug vorbei gehen. Während das Warten auf etwas unglaublich lange dauern kann. Da fällt mir natürlich Heidegger ein, der darüber geschrieben hat. Er meinte sogar, dass dieses Warten auf etwas und die Langeweile der Anfang der Philosophie wäre. Also wenn man diese Zeit nutzt um sich philosophischen Fragestellungen ganz hin zu geben. Was ich natürlich nicht ganz verstehen kann. Was ich aber weiss ist, dass das Warten auf etwas sehr anstrengend sein kann und man kann sich dann ganz sehr schwierigen Büchern widmen, die man im Normalzustand so oder so nicht lesen kann. Daher bin ich auch immer mit sehr schwierigen Büchern unterwegs, die ich dann ganz leicht lesen kann, wenn so eine Stillhaltephase eintritt und man sich umschaut und alle Fahrgäste ab 18 Uhr in den U Bahnen und S Bahnen nur noch auf die Uhr starren und es kaum noch schaffen aufs handy zu starren. Ich wundere mich dann immer wie die Menschen es wohl ohne so eine schwierige Lektüre wie jene die ich immer dabei habe schaffen zu überleben. Wenn ich solche Bücher nicht bei mir haben würde würde ich dermassen nervös aus Unterforderung dass ich mir wahrscheinlich pausenlos was einfallen lassen würde um diese Spannungen auf zu heben. Meistens fange ich dann ein Gespräch mit jemanden an über weiss Gott was und ziehe auch andere mit in unser Gespräch um diese Spannungen ertragen zu können, wenn ich ohne meine Bücher unterwegs bin. Das passiert aber nur dann, wenn meine Lektüre zu tief unter meinen eingekauften Sachen liegt und ich sie nicht finden würde ausser ich leere den kompletten Inhalt meines Einkaufstasche aus um endlich zu meinem Buch zu kommen. Das kann ja passieren und dann bin ich am kompletten Ende meiner Nervenenden angekommen und fange wie gesagt mit egal wem egal was für ein Gespräch an. Und zweitens ich wundere mich über diese Menschen die schon auf dem heimweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die tatsächlich ohne Bücher auskommen. Manchmal sehe ich vereinzelt Frauen speziell in der Maskentragenarea, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, denen man es ansehen kann, dass sie sich extra ein Buch für unterwegs mitgenommen haben um dann in den grossen Schweigephasen, wo niemand mehr was sagen will, dann in ihrem Buch zu lesen. Ich habe die dann auch beobachtet wie sie lesen. Man sieht es ihnen an, wie sie sich da durch die Zeilen wühlen, die ihnen nichts sagen einfach nur um was lesen zu wollen. Während ich wenn ich lese wie in einer anderen Welt bin, so mit Zack und weg bin ich in einem anderen Universum und alle anderen Menschen verschwinden automatisch. Ich habe mich öfters gefragt ob das nicht unhöflich ist alle in meine Phantasiewelten da mit hinein zu ziehen, wenn ich sehr gute Bücher unterwegs lese. Aber ich habe gehört, dass es sogar positiv wäre, wenn ich alle in eine höhere Aufmerksamkeitssensiblität hineintreibe. Wengistens ist es sicher besser als wenn mein Nachbar aus Nervosität permanent irgendwelche Geräusche macht indem er den Kugelschreiber andauernd drücken muss um die Zeit tot zu schlagen.
Das mit der beschleunigten Zeitqualität weiss ich noch immer nicht wie das möglich ist. Oder wie sie die Zeit dehnen oder zusammenraffen können (die Innererdler die das angeblich können). Ich denke, wenn wir von was begeistert sind und uns was interessiert, dann vergeht die Zeit viel schneller als wenn uns etwas einfach nur langweilt. Auf der anderen Seite wird spekuliert, dass sich die Ereignisse gerade überschlagen und wir diese Zeit nur überleben, wenn wir sattelfest sind. Sagen die ja die Verschwörungstheoretiker. Also ist dieser Hindernisparkur sehr anstrengend und wir müssen unsere Wohlfühlphasen bewusst einlegen um nicht daran kaputt zu gehen. Also das Ganze wäre auch äusserst gefährlich wenn man jetzt nicht weiss wie man sich beruhigen kann und man auftanken kann um in dieser stressigen Zeit überleben zu können? Keine Ahnung von was die da sprechen. So mit: die Schwachen, die Kleinen, die Kranken und Bekümmerten werden auf dem Weg zurück gelassen? Ich muss mich nochmal mit den Innererdlern auseinandersetzen, die ja angeblich wissen, wie man die Zeit beschleunigen kann oder manipulieren kann doch muss ich auch erkennen, dass die da äusserst souverän damit umgehen und keine grosse Sache draus machen, so als ob das das Normalste von der Welt wäre.
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