Interview mit meiner Schwester der Komponistin Johanna Doderer Teil 2

Im letzten Beitrag erzählt mir Johanna, dass sie auch religiöse Themen vertont hat. Sie spricht über ihr neuestes Projekt, das im Herbst wieder läuft. Sie ist dort Teil von einem grossen Projekt, das heisst Ganymed Goes Europe das von der Jaqueline Kornmüller inszeniert wird und das im kunsthistorischem Museum laufen wird. Bei diesem Projekt haben mehrere Schriftsteller Texte über einige Bilder, die dort ausgestellt sind geschrieben und diese wurden dann vertont und von Tänzern und Schauspielern dargestellt. Sie selbst durfte zwei Bilder vertonen. Das erste Bild ist ein Christusportrait aus dem 15. Jahrhundert, anonym und venezianisch. Es ist ein Christus, der das Kreuz trägt, was man aber nicht sieht. Man sieht nur seine Schulter und er blickt einen über die Schulter an. Und dieser Blick, der drückt nach Johanna unendlich viele verschiedene Gemütszustände aus. Man kann sich alles vorstellen, wo der hingeht. Sie sagt: "Es ist Mitgefühl, es ist Liebe, es ist Leidenschaft, es ist Gnade, es ist Wahnsinn, es ist Spiel, es ist Erlösung, es ist Angst, es ist der Ruf um Gnade, der Ruf in die Stille, er ist unendlich dieser Blick, ich habe nur diesen Blick vertont." Sie hat den Titel: die Farbe Rot deswegen gewählt, weil dieser Mantel, den Christus trägt, das sei so ein purpur Rot, da sei alles Leid drinnen, was sein Blick nicht hat, es sei dieses Leid, dieses Blut, diese Schmerzen, die da kommen, das alles sei in diesem Kleid. Doch hören Sie wie Johanna das zweite Christusbild beschreibt und erlebt und wie sie diese Eindrücke in Musik umgesetzt hat. zeitgenössische, österreichische Komponistin (*18. September 1969) Inspiration und Ausgleich Für Johanna Doderer ist alles Musik. Inspiration begegnet ihr überall. Romane ihres Großonkels Heimito von Doderer – wie beispielsweise „Die Merowinger", der Vorlage zum „Wutmarsch“ ist – sind dabei ebenso Inspirationsquelle wie der Anblick der Berge. Beim Klettern findet sie Ausgleich zu ihrem kreativen Schaffen. „Klettern ist wie komponieren. Ich finde meinen Rhythmus und mein Atem ist die Musik “, sagt Johanna Doderer. Ausbildung Die gebürtige Österreicherin Johanna Doderer entdeckt ihr Talent, kreativ mit Musik umzugehen bereits, in ihrer Kindheit. Frühe Improvisationen lassen Gerold Amann auf sie aufmerksam werden. Er ist ihr wichtigster Mentor und Förderer. 1993 beginnt sie ihr Kompositionsstudium bei Beat Furrer in Graz. Ab 1995 folgen Studien bei Erich Urbanner und Klaus-Peter Sattler (Film- und Medienkomposition) in Wien. Seit damals hat sie ihren Lebensmittelpunkt in Wien. Stil Ihr Stil ist umstritten. Diskussionen, was zeitgenössische Musik darf oder nicht, führt die Künstlerin oft. Unverblümt tonale Bezüge prägen ihre Werke. Bewusst gestaltet sie ihre Stücke strahlender als viele andere Kompositionen, die seit 1945 entstanden sind. „Es ist die Bereitschaft, innere Räume zu kultivieren, die Neues entstehen lässt“, sagt Johanna Doderer. Diese inneren Freiräume sind es, die es ihr ermöglichen, mit Offenheit in alle Richtungen an neue Kompositionen heran zu gehen. National und international erfreuen sich ihre Kompositionen großer Beliebtheit. Patricia Kopatchinskaja, Édua Zádory, Marlis Petersen oder Ildiko Raimondi gehören zu dem stetig wachsenden Kreis an Künstlern, die Johanna Doderers Sprache verstehen und lieben.

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